Apparative Lymphdrainage

Lymphdrainage ist seit Jahrzehnten als wirkungsvolles Heilmittel anerkannt, und sie wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Allerdings gilt dies bislang nur für die manuelle Behandlung. Dabei ist auch die Wirksamkeit des apparativen Lymphens, also der Lymphdrainage mit Gerät, mittlerweile für viele Krankheitsbilder belegt. Besonders effektiv zeigt sich hierbei die Intermittierende Vakuumtherapie (IVT). Dennoch stehen manche Physiotherapeuten der modernen Technik noch kritisch gegenüber – und in der Heilmittelverordnung ist sie noch nicht vorgesehen.


Die manuelle Lymphdrainage (MLD) zählt bei vielen Physios nicht gerade zu den Lieblingsdisziplinen. Die Behandlung braucht eine profunde Zusatzausbildung, viel Erfahrung und Geduld. Außerdem zahlen die gesetzlichen Kassen für 30 Minuten MLD gerade mal rund 25 Euro bei einer Teilbehandlung, etwa eines Armes oder Beines bei leichtgradigem Lymphödem.

Ganz neue Möglichkeiten für Therapiepraxis und Patienten bietet die apparative Lymphdrainage in Form der Intermittierenden Vakuumtherapie (IVT). Hierzu verwendet man ein Gerät, das in seiner ursprünglichen Form für die bemannte Raumfahrt entwickelt wurde. Denn in der Schwerelosigkeit reicht die Pumpkraft des Herzens nicht aus, um die Beine der Astronauten mit ausreichend Blut zu versorgen. Aus einem faltbaren Saugsack, der einen Unterdruck erzeugte, entwickelte der Dürener Medizinsoziologe Rudolf Weyergans als Partner des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) das System vacumed.

csm_vacumed_Arterien_28550f4fdc Foto: Weyergans/Stephan Arndt

IVT: Unterdruck und Normaldruck im Wechsel

Das Gerät zur intermittierenden Vakuumtherapie besteht aus einer Röhre, in welcher der Unterkörper des Patienten zum Liegen kommt. Etwa auf Taillenhöhe wird der Innenraum mit einer Linse abgedichtet. Dann erzeugt man mithilfe einer Vakuumpumpe abwechselnd – also intermittierend – Unter- und Normaldruck.

Das System funktioniert also völlig anders als die manuelle Lymphdrainage, die durch Drucktechniken den Lymphfluss anregt. „Durch den Wechsel aus Unter- und Normaldruck werden sowohl die Blutgefäße als auch die Lymphbahnen in den unteren Extremitäten und im Bauchraum in rhythmischer Abfolge dilatiert und komprimiert, also geweitet und wieder zusammengedrückt“, erklärt vacumed-Entwickler Rudolf Weyergans. Dies erhöht den Blut- und Lymphfluss. Außerdem werden Scherkräfte wirksam, die sowohl die Zellschicht an der Innenfläche der Blut- und Lymphgefäße (Endothele) als auch neuronale Strukturen stimulieren. „Wir erreichen mit der intermittierenden Vakuumtherapie also eine wunderbare Dreiheit“, so der Experte weiter: „Sie fördert erstens die Durchblutung, also die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen, zweitens den venösen Abfluss sowie drittens den Lymphabfluss und damit den Abtransport von lymphpflichtigen Lasten.“

Effekte sehr schnell messbar und spürbar

Die damit einhergehende Entsäuerung des Gewebes führt zu einer Straffung des Bindegewebes, kann also Cellulite entgegenwirken sowie den Fettabbau beschleunigen und die Funktion der physiologischen Muskelpumpe verbessern. „Wir erreichen durch die Intermittierende Vakuumtherapie eine tiefenwirksame Lymphdrainage, wie sie durch manuelle Lymphdrainage in vielen Fällen nicht möglich ist“, betont der vacumed-Experte. „Das heißt: Wir können in kürzester Zeit messbar Volumen reduzieren. Der Patient spürt die Entlastung sofort, denn jeder Zentimeter weniger Umfang führt dazu, dass man wieder besser ins Schuhwerk reinkommt, dass die Kleidung besser passt oder die Finger beweglicher werden. Die Leute fühlen sich einfach sofort freier, und das ist auch in psychologischer Hinsicht hilfreich.“


Klinische Studien Zahlreiche klinische Studien haben in den vergangenen Jahren die Wirkungen der IVT belegt. Die intermittierende Vakuumtherapie

  • fördert die Durchblutung und damit die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gewebes, insbesondere der Muskeln
  • unterstützt den venösen Abfluss
  • fördert den Lymphabfluss
  • erhält oder steigert die Bildung neuer Gefäßverästelungen (Kapillarisierung)
  • beschleunigt die Wundheilung, insbesondere nach Operationen sowie bei Diabetischem Fußsyndrom und Gangrän
  • reduziert Schmerzen bei Belastung, Dauerschmerzen oder nächtliche Krämpfe
  • erleichtert die Mobilisation durch schnelle Abschwellung, etwa bei Ödemen
  • verkürzt die Rehabilitationszeit nach Muskelverletzungen oder Operationen
  • mindert das Verletzungsrisiko im Sport
  • unterstützt die schnelle Wiederherstellung der vollen Leistungskraft nach Training oder Wettkämpfen
  • festigt das Bindegewebe durch passives Gefäßtraining
  • unterstützt den Fettabbau bei Lipödemen

Indikationen für die IVT sind:

  • Muskelverletzungen, vor allem im Sport
  • Sämtliche Stadien der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK, „Schaufensterkrankheit“)
  • Lymph- und Lipödeme
  • Diabetisches Fußsyndrom, kritische Ischämie und Gangrän  
  • Ulcus cruris und andere venöse Ulcerationen
  • Zustand nach Operationen und Verletzungen
  • Restless Leg Syndrom
  • Bindegewebsschwäche, Cellulite, Besenreiser, Krampfadern
  • Wellness/Figur- und Gesundheitspflege

Besonders deutlich und schnell zeigen sich die Wirkungen der IVT bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit: „Belastungsschmerzen werden schon mit wenigen Anwendungen deutlich reduziert und die Lebensqualität der Patienten steigt“, erklärt Rudolf Weyergans. „Eine Studie konnte zeigen, dass sich durch Intermittierende Vakuumtherapie die Gehstrecke um mehr als 80 Prozent im Vergleich zum Standard-Gehstreckentraining steigern lässt. Außerdem kann man durch die IVT auch möglichen Folgeschäden rechtzeitig entgegenwirken.“ Außerdem ist nachgewiesen, dass die IVT beim Diabetischen Fuß schon nach kurzer Zeit zu einer sicht- und messbaren Granulation führt. So können Amputationen vermieden werden.

Die Behandlungsdauer beträgt bei der intermittierenden Vakuumtherapie im Durchschnitt vier bis zehn Anwendungen zu je 25 bis 45 Minuten. Auch wenn bislang keine unerwünschten Nebenwirkungen belegt sind, wird bei akuten Erkrankungen wie akuter Beinvenenthrombose, Venenentzündungen, Infektionen sowie während der Schwangerschaft vor der Anwendung der IVT abgeraten.

csm_JSK_2329_1e97719508 Foto: PSZ Großkrotzenburg

Viele Vorteile für die Physiopraxis

Heute stehen rund 400 vacumed-Geräte in deutschen Einrichtungen – bislang vor allem in Sportleistungszentren und Reha-Einrichtungen. Aber auch immer mehr Physiotherapeuten erkennen das Potenzial der schlanken Röhre.

Als Versicherungsleistung wird die Lymphdrainage mit Gerät bislang aber nur von den privaten Krankenkassen bezahlt. Bei gesetzlich Versicherten lässt sich die IVT unter Umständen im Rahmen der Krankengymnastik am Gerät (KGG) oder der Medizinischen Trainingstherapie (MTT) abrechnen. Und da die entstauende und schmerzlindernde Wirkung so schnell und deutlich spürbar ist, sind immer mehr Patientinnen und Patienten auch bereit, die regelmäßige Behandlung als Individuelle Gesundheitsleistung (IgeL) zu bezahlen.

  • Einfache Anwendung durch indikationsspezifische, softwaregesteuerte Therapieprogramme
  • Lukrative Patientenbindung durch privatärztliche oder selbstzahlende Patienten, gerade Langzeitpatienten
  • IVT bindet kein Personal (Kostenfaktor!)
  • Zeitgewinn durch weniger manuelle Lymphdrainage
  • IVT erreicht auch tiefere Schichten, die durch MLD nicht zu erreichen sind

Umsatzsteigerung durch vacumed

Vieles spricht also dafür, die Intermittierende Vakuumtherapie in der Physiopraxis anzubieten – auch wenn die gesetzlichen Kassen diese Leistung noch nicht bezahlen. Natürlich bedeutet die Anschaffung eines vacumed eine erhebliche Investition, doch die Kosten-Nutzen-Rechnung geht schnell auf, wenn das Gerät regelmäßig in Betrieb ist. Langfristig ist zu hoffen, dass sich genügend Physiotherapeutinnen und -therapeuten für die Aufnahme der IVT in den Heilmittelkatalog stark machen. Dies könnte nämlich auch ein weiterer kleiner Schritt sein, um dem bereits heute eklatanten Personalmangel in den Physiopraxen entgegenzuwirken.

Auch als attraktives Angebot im Rahmen der Selbstzahlerleistungen (IGeL) kann der vacumed durchaus ein Kundenmagnet sein – gerade dann, wenn in der Erhaltungsphase nach einer Erkrankung die Kassen nicht mehr zahlen. Denn wer einmal für eine halbe Stunde in der Röhre lag, kommt gerne immer wieder. Rudolf Weyergans weiß, warum: „Dieser rhythmische Sog und Druck, wenn Sie da drin liegen, ist überaus angenehm. Wie wenn Sie am Meer liegen mit Körper im Sand, Füßen im Wasser – und dann kommen die Wellen. Sie kommen damit sofort in einen total entspannten Zustand. Das läßt sich anhand der Herzratenvariabilität (HVR) auch sehr gut dokumentieren.“

vacumed ist als Medizinprodukt Klasse IIa zertifiziert (MDR,  Klasse IIa. CE 0123) und international vielfach patentiert. Hergestellt wird es in Deutschland.

Mehr Informationen zu den Produkten finden Sie hier:

VACUMED

 

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